Babys und Kleinkinder - Entwicklungsphasen

Welche Entwicklungsphasen haben Babys in den ersten 12 Monaten?

Jedes Kind wächst auf seine ganz eigene Weise und in seinem individuellen Tempo. Seine angeborenen körperlichen, seelischen und geistigen Fähigkeiten entfalten sich im Zusammenspiel mit der natürlichen Reifung von Körper und Organen sowie den Erfahrungen, die es in seiner Umwelt macht.

Die Entwicklungsschübe (auch „mentale Sprünge“) im ersten Lebensjahr eines Babys basieren auf dem Konzept der „Wonder Weeks“ der niederländische Verhaltensbiologen und Anthropologin Hetty van de Rijt und Frans Plooij. Anbei ein selektiver Einblick und grobe Anhaltspunkte für das Sehen, Hören, Sprechen und Motorik:

Das Sehvermögen

Geburt:

Das Sehvermögen Ihres Babys ist noch unscharf. Am besten sieht es Dinge, die etwa 20–25 cm entfernt sind – ungefähr der Abstand zu Ihrem Gesicht beim Halten. Ihr Baby beginnt, Farben, Formen und Muster, besonders Hell-Dunkel-Kontraste, zu erkennen. Dabei schaut es gerne in Ihr Gesicht und beobachtet Sie ganz genau.

ca. 3 - 4 Monate:

Ihr Kind kann jetzt auch etwas weiter entfernte Dinge sehen. Es schaut Gesichter genau an und verfolgt sie mit den Augen, wenn sie sich bewegen. Außerdem reagiert es auf bekannte Geräusche, sucht danach und dreht den Kopf in die Richtung, aus der sie kommen.

ca. 7 Monate:

Ihr Kind kann nun Gegenstände erkennen, die weiter entfernt sind, und greift gezielt danach. Es zeigt großes Interesse an seiner Umgebung und entdeckt aktiv, was um es herum passiert.

Stethoskop zur Vorsorge beim Kinderarzt München.

Wann sollte ich zum Kinderarzt zur Untersuchung der Sehfähigkeit?

  • Wenn Sie im Alter von 6 Monaten einige Sekunden langes Babyschielen bemerken.
  • Wenn Ihr Kind oft blinzelt, sich die Augen reibt und zusammenkneift oder die Augen zittern.
  • Wenn Ihr Kind ständig mit schräg gehaltenem Kopf schaut.
  • Wenn Sie etwas an den Augen Ihres Kindes bemerken, wie grauweißliche Pupillen, große lichtscheue Augen, Veränderungen an den Lidern oder Sie unsicher sind.
  • Wenn Ihr Kind eine Augenentzündung hat.
  • Die Augen werden in den Vorsorge-Untersuchungen (U2-U6) untersucht.

Das Hören

Nach der Geburt:

Ihr Baby erschrickt bei plötzlich auftretenden lauten Geräuschen.

3 - 5 Wochen:

Ihr Baby reagiert auf Ihre Stimme und andere Geräusche. Es lauscht aufmerksam, wenn Sie in etwa 20 cm Entfernung Seidenpapier rascheln lassen oder mit den Fingern schnipsen. Wenn es ausgeruht ist, hört es besonders genau zu und beginnt manchmal, selbst Laute von sich zu geben.

2 - 4 Monate:

Auch wenn Ihr Baby Sie nicht sehen kann, beruhigt es Ihre Stimme. Es beginnt, mit Ihnen in seiner eigenen kleinen Sprache ‚zu sprechen‘ und auf Sie zu reagieren.

6 - 7 Monate:

hr Baby kann sich jetzt mit seiner Stimme bemerkbar machen. Es plappert schon verschiedene Laute wie ‚dem-mem-mem‘ und lacht hörbar. Auch auf Geräusche aus der Ferne, zum Beispiel die Türklingel oder das Telefon, reagiert es und dreht den Kopf in die Richtung des Geräusches. Bei unbekannten Geräuschen wird es unruhig und sucht den Kontakt zu Ihnen.

Stethoskop zur Vorsorge beim Kinderarzt München.

Wann sollte ich zum Kinderarzt zur Untersuchung der Hörfertigkeit?

  • Wenn Sie den geringsten Zweifel habt, dass Ihr Kind gut hört.
  • Wenn in Ihrer Familie bereits Hörstörungen aufgetreten sind.
  • Wichtig: Auch ein gehörloses Baby bildet in den ersten Monaten Laute und plappert. Aber im Gegensatz zum hörenden Baby wird die Lautbildung nach und nach weniger und verstummt gegen Ende des 1. Lebensjahres.

Die Sprachentwicklung

Die Sprachentwicklung verläuft bei jedem Kind ganz unterschiedlich. Wann Ihr Kind sein erstes Wort spricht, entscheidet es ganz allein. Manche Kinder sagen schon mit 12 Monaten ihr erstes Wort, andere brauchen dafür ein wenig länger – beides ist normal.

0 - 1 Monat:

Ihr Baby weint, um Ihnen zu zeigen, dass es etwas braucht. Es spürt die Gefühle in Ihrer Stimme und versteht, ob Sie beruhigend, fröhlich oder besorgt klingen.

2 - 3 Monate:

Baby gurrt: rrr, grrr

ab 3 Monate:

Ihr Baby lacht und macht erste vokalartige Laute. Es entdeckt seine Stimme und probiert spielerisch aus, was es alles kann – es quietscht, brummt, kreischt und flüstert. Wenn Sie mit ihm sprechen, antwortet es in seiner eigenen kleinen ‚Sprache‘. Manche Babys erkennen mit etwa 4 Monaten sogar schon ihren Namen.

6 - 9 Monate:

Ihr Baby befindet sich jetzt in der Plapperphase. Es bildet erste Silbenketten und schon bald folgen die typischen Doppelsilben wie ‚da-da-da‘ oder ‚da-da‘. Wenn Sie mit ihm sprechen oder kleine Ansprachespiele machen, antwortet es mit vielen unterschiedlichen Tönen und Lauten.

9 - 13 Monate:

Ihr Baby beginnt nun, erste Wörter zu sprechen. Oft verdoppelt es dabei Silben, wie in ‚Mama‘, ‚Papa‘ oder ‚namnam‘ für Essen. Es zeigt seine Freude, indem es winkt oder in die Hände klatscht, und schüttelt den Kopf, wenn es ‚Nein‘ meint. Ihr Kind versteht jetzt auch einfache Aufforderungen wie ‚Gib mir den Ball‘ und reagiert auf Fragen wie ‚Wo ist der Papa?‘

Stethoskop zur Vorsorge beim Kinderarzt München.

Wann sollte ich zum Kinderarzt zur Untersuchung der Sprachentwicklung?

  • Wenn das Kind keine einfachen Laute (z. B. „Mama“, „Papa“) bildet.
  • Wenn es kaum auf gesprochene Worte reagiert.
  • Es zeigt keine Lautäußerungen.

Die körperliche Entwicklung

In der motorischen Entwicklung gibt es große Unterschiede – jedes Baby hat sein eigenes Tempo. Manche Kinder sitzen schon früh frei, andere brauchen dafür deutlich länger. Viele Babys drehen sich schon bald auf die Seite oder in eine andere Position, bei anderen gelingt das erst gegen Ende des ersten Lebensjahres. Einige Kinder durchlaufen mehrere Entwicklungsschritte – wie Drehen, Krabbeln oder Sitzen – fast gleichzeitig, während andere diese Fähigkeiten nacheinander lernen. Sobald Ihr Baby bereit dafür ist, bringt es sich Krabbeln, Sitzen, Aufstehen und Gehen ganz von selbst bei.

3 Monate:

Baby hält Kopf selbstständig aufrecht, wen es auf dem Bauch liegt oder auf dem Schoß gehalten wird.

3 - 7 Monate:

Kind beginnt mit der eigenständigen Körperdrehung. Zunächst zur Seite, dann vom Bauch auf den Rücken und umgekehrt.

7 - 10 Monate:

Kind beginnt mit der selbstständigen Fortbewegung, wie robben und kriechen.

10 Monate:

Das Kind kann nun frei sitzen und kann nun frei mit beiden Händen spielen.

9 - 15 Monate:

Kind zieht sich selbstständig hoch zum Stand und geht an Möbeln entlang.

9 - 18 Monate:

Kind lernt frei zu gehen mit Festhalten an den Händen und entlang der Möbel und Wände.

Stethoskop zur Vorsorge beim Kinderarzt München.

Wann sollte ich zum Kinderarzt zur Untersuchung der körperlichen / motorischen Entwicklung?

  • Wenn das Baby in Bauchlage den Kopf nicht heben kann.
  • Wenn das Baby kein Interesse an Bewegung hat und keine Greifversuche unternimmt.
  • Wenn das Krabbeln oder Robben nicht gelingt, obwohl es sonst motorisch aktiv ist.
  • Fehlende Beweglichkeit der Arme und Beine.

Greifen und Fingerfertigkeit

Bei Neugeborenen sind der Klammer- und Greifreflex besonders stark ausgeprägt. Ihr Baby hält alles, was es in die Hände bekommt, sehr fest. Selbst die Fußzehen krümmen sich, wenn man sie nur leicht berührt.

0 - 3 Monate: Ihr Kind wird vertraut mit Fingern und Händen.

4 - 5 Monate: Ihr Kind beginnt gezielt Gegenstände zu greifen und mit beiden Händen festzuhalten.

6 - 7 Monate: Kleinere Gegenstände können mit einer Hand gegriffen und in die andere Hand gelegt werden.

7 - 8 Monate: Kleine Gegenstände werden im "Scherengriff" zwischen Daumen und Zeigefinger gefasst.

9 - 12 Monate: Kleine Dinge werden mit "Pinzettengriff" mit Fingerkuppen von Daumen und Zeigefinger gefasst.

Stethoskop zur Vorsorge beim Kinderarzt München.

Wann sollte ich zum Kinderarzt zur Untersuchung der Fingerfertigkeit?

  • Wenn Sie sich über die körperliche Entwicklung Ihres Babys Sorgen machen.
  • Wenn Sie den Eindruck haben, dass sich Ihr Kind sehr ungeschickt oder sich unsicher bewegt.
  • Wenn Sie sich über die Fingergreif-Entwicklung Ihres Kindes Sorgen machen.
  • Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Kind sehr ungeschickt mit den Händen versucht zu greifen.

Quellen:

  • Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit, Broschüre als kostenloser PDF Download "Das Baby", aktualisiert 2024 >>
  • Plooij, F. X. (1978a). De ontwikkeling van preverbale communicatie in de moeder- kind interaktie methodologische aspekten. In F. J. Mönks & P. G. Heymans (Eds.), Communicatie en interaktie bij het jonge kind (pp. 45-64). Nijmegen, Netherlands: Dekker & Van de Vegt.